Wolle

Unter Wolle verstehen wir eine tierische Naturfaser und die weichen spinnfähigen Haare des Tierfelles (nicht das Deckhaar sondern die Unterwolle) vor allem von Schafen, aber auch von anderen Tieren wie z.B. Kaschmirziege, Angoraziege, Angorakaninchen, Merinoschaf, Yak, Alpaka-Kamel, Vikunja, Lama usw. Manche dieser Wollarten sind sehr aufwendig und kostspielig in der Produktion und deshalb entsprechend teuer.

 

Erst einmal denkt man sicherlich bei Wolle an die kalte Jahreszeit. Allerdings hat Wolle auch temperaturausgleichende Eigenschaften für den Sommer.

 

Die Pflege ist leider etwas aufwendiger, wobei dies abhängig ist von der Wollart. Man sollte die Pflegehinweise einhalten, wenn man lange Freude am Tuch haben möchte.

 

Manche empfinden den Wollstoff als kratzig auf der Haut oder sind sogar allergisch dagegen.

Allerdings sind die Eigenschaften der Wollfaser stark abhängig von ihrer Abstammung, ihrer Qualität und Verarbeitung. Wolle ist noch lange nicht gleich Wolle!

 

Tragetücher aus 100% Wolle sind mir bislang noch nicht begegnet. In Mischfasern sind sie allerdings recht häufig anzutreffen.

 

Da Wolle nun mal ein reines Tierprodukt ist, ist es ratsam beim Kauf auf die Einhaltung des Tierschutzes achten. Leider geht es den Tieren nicht überall gut.

 

Der Vorsatz vor dem Wort „-wolle“ verrät uns einiges über seine Herkunft und Verarbeitung. Deshalb hier eine kleine Auswahl:

 

Schafwolle

- Oberbegriff für geschorene Wolle von Hausschafen verschiedener Rassen

- Zur Wollgewinnung werden die unterschiedlichsten Rassen herangezogen z.B. Merinoschaf, Fuchsschaf, Heidschnucke, Karakulschaf, Shetlandschaf, Leicester Longwool, Rambouillet usw.

 

Eigenschaften, die auf viele Wollarten zutreffen:

- weich und warm

- manche sind kratzig

- knitterarm

- feuchtigkeits- und temperaturausgleichend

- selbstreinigend

- geruchshemmend

- langlebig

- atmungsaktiv

- antistatisch

- schwer entflammbar

- kann ca. 33% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen

- spezielle Pflege notwendig – Pflegehinweise immer beachten!

- zu hohe Waschtemperatur und Schleudern kann die Wollstruktur zerstören und die Wolle verfilzt

- zur Schonung der Faser wird zu speziellem Waschmittel geraten sowie zu Wollkuren mit Lanolin

- bevorzugt liegend trocknen

 

Alpakawolle

- das geschorene Haar des Alpaka-Kamels (ursprünglich beheimatet in den Anden Südamerikas in Peru)

- im Winter speichert das Haar die Wärme des Körpers und im Sommer sorgen die Hohlfasern für die Aufnahme von Schweiß und Feuchtigkeit ohne den Geruch anzunehmen

- antibakteriell und allergikergeeignet

- antistatisch

- natürlicher Glanz

- schmutzabweisend

- strapazierfähig

- feuchtigkeitsabweisend

- Besonders langlebig

- wenig anfällig für Verfilzungen

- natürlicher UV-Schutz

 

Angorawolle

- das geschorene, gekämmte oder gerupfte Fell von Angorakaninchen

- wird häufig verwechselt mit der Wolle der Angoraziege, welche Mohairwolle heißt!

- besonders weich, warm und kuschelig

- temperaturausgleichend

- die hohlen Fasern können sehr gut Wärme aufnehmen und speichern

- sie kann 60% ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen

- glänzende und glatte Oberfläche

- die Faser fusselt stark

- sehr pflegeintensiv

- man sagt der Angorawolle heilende Wirkung nach z.B. bei Rheuma

- die kommerzielle Haltung von Angorakaninchen ist v.a. in China sehr umstritten und fragwürdig, da die Tiere oft unter tierquälenden Bedingungen gehalten werden, ebenso ist mitunter die Gewinnung der Wolle mit großen Schmerzen und Qualen für das Tier verbunden!!!

 

Cashmere/

Kaschmir

- das Edelhaar/Unterhaar der Cashmere-Ziege (ursprünglich aus der Hochgebirgssteppe Zentralasiens aus der Region Kaschmir) wird durch Auskämmen oder Scheren gewonnen

- besonders teuer aufgrund der Haltungsbedingungen und dem Mehraufwand bei der Gewinnung

- besonders fein, weich, leicht und zart auf der Haut, kratzt nicht

- sehr gute isolierende Eigenschaften

- hält bis zu sechsmal so warm wie Schafwolle, deshalb sehr wärmend im Winter

- wasserabweisend und gleichzeitig feuchtigkeitsabsorbierend

- nimmt bis zu 33% des Eigengewichtes an Feuchtigkeit auf ohne sich nass anzufühlen

- geruchs- und schmutzabweisend

- stark und reißfest

 

Merinowolle

- geschorene Wolle vom Merinoschaf (ursprünglich beheimatet in Nordafrika, heute ist Australien Hauptlieferant)

- Merinoschafe verlieren ihr Wollkleid nicht von selbst und müssen daher etwa einmal im Jahr geschoren werden

- thermoregulierend, daher kühlend im Sommer und wärmend im Winter

- warm auch bei Nässe

- unterstützt die Kühlung des Körpers

- wasserabweisend und gleichzeitig feuchtigkeitsabsorbierend

- nimmt bis zu 35% des Eigengewichtes an Feuchtigkeit auf ohne sich nass anzufühlen

- antibakteriell

- geruchsabweisend und schmutzabweisend

- kratzt nicht, da enorm feine Faser

- selbstreinigende Eigenschaften

- schnelltrocknend

- natürlicher UV-Schutz

- antistatisch

- „Mulesing“ ist ein sehr kontrovers diskutiertes Problem bei der Merino-Tierhaltung – aufgrund angezüchteter zahlreicher Hautfalten werden viele Tiere im Afterbereich oft ohne Betäubung und Wundbehandlung beschnitten, damit sich in den Hautfalten keine Fliegenmaden ansiedeln. Dies ist quälend und schmerzhaft für die Tiere, deshalb sollte man beim Kauf auf „mulesing-freie“ Haltung achten!

 

Mohairwolle

- geschorene Wolle der Angoraziege (sie wird 2x im Jahr geschoren)

- das Fell ist weiß und gelockt

- nicht zu verwechseln mit der Wolle des Angorakaninchens, welche Angorawolle heißt!

- weich und leicht und glänzend

- antibakteriell und allergikerfreundlich

- thermoregulierend, wärmt im Winter und kühlt im Sommer

- nimmt Feuchtigkeit auf (bis zu 30% des Eigengewichtes) ohne sich nass anzufühlen

- man unterscheidet in der Feinheit „Kid“ (24-29 Micron), „Young goat“ (30-33 Micron) und „Adult“ (34-40 Micron), was mit dem Altern der Ziege zu tun hat, je jünger das Tier umso dünner und feiner das Haar

- knittert nicht

- langlebig, dehnbar und sehr haltbar

- nur schwer entflammbar

- leider wird bei der Tierhaltung und Wollgewinnung/Schur nicht immer der Tierschutz beachtet

 

 

 

 

Differenzierung nach Feinheit der Wolle

- das Alter des Tieres beeinflusst die Haardicke, Jungtiere tragen dünneres und weicheres Haar

- je nachdem von welchem Körperteil die Wolle stammt, ändert sich die Beschaffenheit des Haares

- die Faserfeinheit wird außerdem beeinflusst durch genetische und klimatische Bedingungen (z.B. hat deutsche Wolle durchschnittlich 28,5-38 Micron und australische 19,5-21,5 Micron)

- der Durchmesser der einzelnen Haare bestimmt die Feinheit der Wolle, angegeben in Micron (tausendstel mm)

- je kleiner die Micron Zahl umso feiner ist die Wolle

- je größer die Micron Zahl umso größer ist die „Kratzgefahr“

- die Verwendung der Begriffe von superfein über fein bis hin zu sehr grob wird unterschiedlich benutzt, deshalb hier nur eine grobe Orientierung:

  • superfein <18 Micron
  • extrafein >18-20 Micron
  • fein >20-23 Micron
  • medium >23-26 Micron
  • grob >26-30 Micron
  • sehr grob >30 Micron

 

Differenzierung nach Art der Gewinnung

- Schurwolle/reine Schurwolle = geschorene Wolle vom lebenden Schaf

- Reißwolle = aus Alttextilien hergestelltes Recyclingprodukt

- Gerberwolle = Wolle von Fellen geschlachteter Schafe

- Sterblingswolle = Wolle von verstorbenen Schafen

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